Ein Plädoyer für den Veedelsapotheker
von Birgit Marx
Jedes Veedel hat seine Bäcker, seine Metzger und seine Apotheken, zu denen man ganz besonders gerne geht. Zum Bäcker Müller geht man wegen des super Käsekuchens, zum Metzger Schmitz wegen der leckeren Kalbsschnitzel und zum Apotheker Meier wegen der guten Beratung. Und genau das ist es. Der Apotheker kennt uns und weiß, was wir einnehmen sollten und was nicht. Er berät uns, klärt uns auf und warnt vor eventuellen Risiken. In einem freundlichen Gespräch. Und am Ende verlassen wir die Apotheke mit dem richtigen Medikament in der Hand und fühlen uns schon ein bisschen besser.
Das ist der Idealfall. Wie oft aber fragt man den Apotheker wirklich um seinen Rat bezüglich eines Medikamentes? Dabei ist er (oder sie) doch ein Mensch, mit einem profunden Wissen über Pharmazie und deren Wirkung. In früheren Zeiten war die Apotheke einer der Mittelpunkte des Veedels. Hier hat der Apotheker noch viel mehr als heute Pillen gedreht, Salben gerührt, Tees gemischt und den Menschen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Der Erfinder der Coca-Cola war auch ein Apotheker.
Heute behandeln wir ihn mehr oder weniger als Verkäufer, von dem wir die Schachtel über den Ladentisch gereicht bekommen. Oder wir übergehen ihn einfach, indem wir uns die Medikamente aus dem Internet bestellen, nur weil sie dort weniger kosten. Aber was haben wir von einem Medikament, das billig ist, aber uns nicht hilft, weil es nicht richtig ausgewählt ist? Gar nichts!
Gibt man den Begriff »Apotheke« bei einer Suchmaschine ein, erscheinen sofort unzählige Internet-Apotheken
»Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.«
Seit 1994 schreibt das Heilmittelwerbegesetz vor, dass dieser Zusatz zu jeder Werbung gehört. Was steckt dahinter? Das Gesetz wurde erlassen, um den Verbraucher zu schützen und vor allem, um darauf hinzuweisen, dass ein Medikament eine ganz besondere Ware ist. Außerdem will der Gesetzgeber, dass jeder Patient umfassend über Inhaltsstoffe und Wirkungsweise der Medikamente informiert ist. Ganz gleich, man mit einem ärztlichen Rezept in die Apotheke geht oder per Selbstmedikation ein Arzneimittel erwirbt – ein Informationsgespräch mit einem Mitglied des Gesundheits-Kompetenzteams aus der Apotheke ist informativ wie nützlich. Wie nützlich das ist, zeigen einige Zahlen:
Etwa 40 Prozent aller Arzneimittel werden heute ohne ärztliche Verordnung in Apotheken gekauft. Die Zahl derjenigen Menschen nimmt zu, die ein ärztliches Rezept erst gar nicht einlösen. Seriöse Untersuchungen zeigen auch, dass etwa die Hälfte der Patienten das Arzneimittel gar nicht richtig anwenden. Moderne Arzneimittel sind jedoch oft hochkompliziert und können nur bei exaktem Gebrauch ihre optimale Wirkung entfalten. Jedes Mittel passt auf ein bestimmtes Krankheitsbild und hat Besonderheiten, die der Anwender wissen muss.
Dafür steht ihm das hochqualifizierte Gesundheits-Kompetenzteam in der Apotheke mit Ratschlägen und umfassenden Informationen zur Verfügung. Schließlich sind die Apothekerinnen und Apotheker die berufenen Arzneimittelfachleute innerhalb unseres Gesundheitswesens. Im Bedarfsfall ist es auch der Apotheker, der die Ärzte über Arzneimittel informiert – so will es der Gesetzgeber. Auch das zeigt, wie bedeutsam doch die Apothekerinnen und Apotheker für unser Gesundheitswesen sind.
Manch einer googelt »Magenschmerzen« und wird noch kranker allein von der Vorstellung, welche schlimmen Leiden sich dahinter verbergen können. Wäre das Internet ein Ozean, so stünde die Apotheke wie ein Fels in der Brandung.