von Wolf Weyertal
Die Welt steckt voller schöner Dinge. Manche liefert die Natur. Andere sind aus Menschenhand. Paradoxerweise ist gerade die Entscheidung für letztere zuweilen knifflig. Zu groß die Auswahl, zu unüberschaubar die Stile, zu unsicher das eigene Formgefühl. Doch zum Glück gibt es Profis, die uns beim Einkauf helfen.
Wer in den Romanen der Weltliteratur nach der Bedeutung von Schönheit, Jugend und Ästhetik sucht, braucht eigentlich nur einen einzigen Band: Oscar Wildes »Bildnis des Dorian Gray«. Vielleicht schnappt man sich dann beim Lesen irgendwann einen Stift, um die Höhepunkte des mit funkelnden Aphorismen gespickten Werks zu unterstreichen. Man würde aber am Ende feststellen, dass fast das ganze Buch schwarz von Strichen ist. Dabei könnten zwei Sätze genügen: »Nur oberflächliche Menschen urteilen nicht nach Äußerlichkeiten. Das wahre Geheimnis der Welt liegt im Sichtbaren, nicht im Unsichtbaren.«
Folgen wir dem Gedanken des irischen Paradedandys, sind wir alles andere als banale Zeitgenossen, wenn wir uns um unsere Erscheinung kümmern. Im Gegenteil: Kleider prägen unsere Wirkung, betonen unsere Identität, veranschaulichen unsere Lebensphilosophie. Und das gilt neben Garderoben ebenso für Accessoires wie Brillen oder Schmuck und sogar für die Kosmetik, die ja auch zur Geltung bringen soll, was wir im Inneresten sind.
Mode macht Menschen
Die Ausgestaltung unseres Stils macht Spaß. Aber sie ist nicht immer einfach. Zuweilen merken wir erst Tage und Wochen später, dass ein Kleid, eine Sonnenbrille, ein Schmuckstück nicht wirklich zu uns passt. Deswegen gehört zum Vergnügen an unserer Äußerlichkeit auch die konstruktive Auseinandersetzung mit den Kreationen der Mode. Der Einzelhandel ist mit seinem pointierten Blick auf die Kunden ein Partner für diesen Spaß, dessen Beratung man gar nicht genug loben kann.
Zum Beispiel in Form von Fashion Stores, die um die Bedeutung intensiver Kommunikation mit ihrer Klientel wissen. Gute Beraterinnen und Berater sind dort einerseits so ehrlich und zugänglich wie die beste Freundin, besitzen aber andererseits einen ungleich weiteren, von qualifizierter Modeexpertise getränkten Horizont.t Sie stellen die richtigen Fragen, analysieren den Kundentyp, kennen jede Konsequenz der verschiedenen Körperformen, wissen, welche Farbe bei welchem Menschen was zur Sprache bringt. Sie verkleiden niemanden mit Teilen, die nicht zu ihm passen, sondern haben stets im Auge, mit welchem Schnitt sie das Beste aus ihrem Gegenüber herausholen.
Auch auf die Kombinierbarkeit von Kleidungsstücken verstehen sie sich und haben auf dem Schirm, welche der immer schneller wechselnden Kollektionen gerade aktuell sind und welche Kunden gut daran tun, mit ihnen zu liebäugeln – und welche gerade nicht. Last but not least wissen sie alles über die Materialien, ihre Empfindlichkeit, ihre Haltbarkeit und ihre entsprechende Pflege.
Aber ist die Beratung nicht vielleicht doch obsolet in einer Zeit, in der sich im Internet alle möglichen Beschreibungen finden lassen? Wer sich das Know-how eines guten Verkäufers vor Augen führt, erkennt: Nichts kann dessen kritischen Rundumblick ersetzen. Darum zeigen auch Studien der Branche, dass der Bedarf an Beratung eher größer als kleiner wird. Allerdings:
Die Kunden sind in unserer Online-Welt ungleich besser informiert, was die Erwartung an die Expertise in den Boutiquen vergrößert. Dem Einzelhandel kann dies nur recht sein. Er muss diese Entwicklung jedoch für sich zu nutzen verstehen.
Konturen im Blick
Besonders gut gelingt dies seit jeher den Optikern. Schließlich definiert die Brille das persönliche Erscheinungsbild wie kaum etwas sonst. Und: Es verbinden sich bei der Wahl der Sehhilfe viele technische mit ästhetischen Fragen, die ein Laie nicht intuitiv beantworten kann. Die Fassung ist für den Look entscheidend. Als Faustregel gilt: Das Gestell soll den Konturen entgegenwirken, um ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Während eine ovale Gesichtsform mit den meisten Fassungen zurechtkommt, bilden bei runden Konterfeis eckige Gläser ein vorteilhaftes Gegengewicht, da sie den Eindruck strecken.
Eckige Gesichter mit seitlich gerade verlaufenden Konturen wirken von sich aus relativ lang und flächig. Geschwungene Brillengestelle betonen dann die Horizontale, reduzieren die Länge und schwächen die hart wirkende Gesichtslinie ab. Dazu spielen bei den Gestellen auch die Materialien von Metall über Kunststoff bis zu Holz eine Rolle sowie die Typgerechtigkeit der Farben.
Technischer wird es bei der Entscheidung für die Gläser, die perfekt funktionieren müssen und Annehmlichkeiten wie spezielle Beschichtungen, Veredelungen oder Tönungen bieten. Und obwohl heute beispielsweise hochbrechende Gläser – sie lenken die optische Wirkung des Lichts besonders stark ab und benötigen weniger Krümmung für die Korrekturwirkung –unnatürlich groß oder klein wirkende Augen bei starker Fehlsichtigkeit vermeiden helfen, schwören viele auf Kontaktlinsen. Was kein Wunder ist. Sie bieten scharfes Sehen in allen Situationen, mehr Freiheiten beim Sport, ein Sichtfeld ohne Einschränkungen und sind für fast alle Arten von Fehlsichtigkeit verfügbar.
Damit Optiker die geeignete Linse finden können, müssen viele Fragen analysiert werden. Es geht um die Messung der Fehlsichtigkeit, Hornhautverkrümmungen, die Menge an Tränenflüssigkeit und Aspekte des Lebensstils. Kontaktlinsen einfach anhand der Brillenwerte zu kaufen, rächt sich fast immer. Nicht nur, dass sich die Werte unterscheiden; es gibt auch linsenspezifische Punkte wie Krümmung und Durchmesser, die nicht im Brillenpass stehen.
Profis für Strahlkraft
Im Vergleich zur Anpassung einer Brille oder Linse ist der Schmuckkauf eine rein subjektive Angelegenheit – sollte man meinen. Das ist aber falsch. Qualifikation und Erfahrung versetzen gute Juweliere in die Lage, mit untrüglichem Blick zu abstrahieren, was ihren Kunden wirklich steht – und nicht nur eine momentane Laune spiegelt.
Außerdem sind sie bestens vertraut mit dem Sortiment der Hersteller. Allein der Kauf eines Diamanten zeigt, wie komplex die Sache werden kann. Da ist etwa die Karatzahl. Der Reinheitsgrad, der auf Einschlüsse, Kratzer oder Einkerbungen hinweist. Die Farbe, die von der Natur unter anderem in Grau, Rot, Orange, Braun, Pink, Gelb und Grün geliefert wird. Und da sind die Schliffformen für die Lichtbrechung:
Halbschliff, runder Schliff, Smaragdschliff, Tropfenschliff oder Ovalschliff, um nur einige zu nennen.
Die Aufgabe des Schmucks ist es, die Aura einer Person zu erhellen. Aber Menschen wollen auch aus sich selbst heraus leuchten, wollen, dass sich ihre Haut von der besten Seite zeigt. Damit sie uns diesen Gefallen tut, muss hin und wieder ein wenig nachgeholfen werden. Die Kosmetik ist das Gebiet, auf dem dies geschehen kann. Ein Blick auf das überwältigende Angebot zeigt allerdings: Auch hier geht ohne fundierte Beratung nichts. Die diversen Hauttypen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen je nach Alter, Beschaffenheit, Geschlecht, Belastung und vielem mehr verlangen alle eine individuelle Lösung. Dermatologen und Kosmetikerinnen finden sie zuverlässig. Damit wir nicht nur innerlich schön und geheimnisvoll sind. Sondern auch so aussehen.