Es mag schon sein, dass Glück das beste Make-up ist. Doch was spricht dagegen, ihm mit ein bisschen Farbe auf die Sprünge zu helfen?
Dass sich die Geschichte des Make-ups quer durch unzählige Epochen und Kulturen, Szenen und Moden zurückverfolgen lässt, zeigt seine riesige Bedeutung für die menschliche Zivilisation. So haben sich beispielsweise vor vier Jahrtausenden Ägypterinnen und Ägypter die Augen mit grünen und schwarzen Pudern geschminkt. Die Lidschatten sollten nicht nur vor der Sonne und vor Krankheiten schützen, sondern kamen auch aus religiösen Motiven zum Einsatz: Mit diesen Farben huldigte man dem Sonnengott Ra. Heute spielen solche Beweggründe selbstverständlich keine Rolle mehr. Aber welche sind es dann?
»Meine Schönheitsikonen sind Frauen,
die ihr Image selbst erschaffen haben.«
Dita von Teese
Der französische Luxuskonzern LVMH wollte es vor Jahren genau wissen und erstellte eine Studie, die große regionale Unterschiede zeigte. Während etwa Japanerinnen mit Make-up ihre berufliche Stellung und ihr gesellschaftliches Ansehen demonstrierten, beabsichtigten Französinnen und Amerikanerinnen, ihre individuelle Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Für den westlichen Charakter kristallisierten sich zudem zwei wesentliche Schminktypen heraus: die eher leisen »Verstecker« auf der einen und die relativ extrovertierten »Verführer« auf der anderen Seite.
Eine Frage des Typs
Beide Gruppen lassen sich auch in den aktuellen Make-up-Trends wiederfinden. Wenngleich die offensiven Verführer klar die Oberhand haben. Vor allem die farbtrunkenen Pastelltöne sind angesagt wie selten: Von Kreideblau über Lavendel bis zu Sonnengelb senden sie starke Signale auf den ersten Blick. Und das nicht nur als Lidschatten, sondern auch in Form von provokativen Eyelinern. Wer es noch lauter, plakativer und knalliger mag, kombiniert mehrere Farben miteinander und trägt zusätzlich bunte Wimpern dazu.
Demgegenüber faszinieren die Smokey Eyes des so düsteren wie selbstbewussten Grunge Looks mit lässig-verruchtem Charme: Die Kombination aus braunem und schwarzem Lidschatten sollte gut miteinander verblendet werden, denn das Unperfekte ist hier durchaus gewollt. Je dunkler die Farben, desto intensiver wird das Make-up. Der Look strahlt auf Abendevents und Partys eine gleichermaßen tiefgründige und zurückhaltende Coolness aus und kann mit braunem oder schwarzem Kajal noch unterstrichen werden.
Ein solcher Stil ist toll, geht aber nicht immer. Vielleicht weil der Anlass ein anderer ist, das neue Kleid nicht dazu passt, oder weil die Stimmung des Tages einfach einen verspielteren, mädchenhafteren Auftritt will. Unter solchen Umständen könnte der zauberisch-süße Balletcore genau das richtige Make-up sein. Der Trend findet seine Vorbilder in der leicht puppenhaften Eleganz der klassischen Ballerina-Optik und setzt wie kaum ein zweiter auf die softe Anmutung von Pink und Rosa. In der Stärke eines Untertons zieren die Farben Augenlider, Lippen und Wangen und wirken am schönsten im pastellenen Bereich. Wer allerdings eine Extraportion Glow möchte, reichert den Balletcore darüber hinaus mit leichtem Glitzer und Schimmer an.
Die Puppen kommen
Befragt man Wörterbücher zur Bedeutung des Begriffs der »Kindfrau«, ist die Rede von jemandem, der zugleich unschuldig und raffiniert, naiv und verführerisch wirkt. Genau dies sind die Attribute der Doll Eyes. Die puppengleiche Ausstrahlung dieser dicht getuschten Wimpern erinnert an den Balletcore, weil Pink und Rosa auch hier eine prominente Rolle spielen. In erster Linie aber wird bei diesem Style mit Mascara nicht gegeizt: In mehreren Schichten aufgetragen, sorgt sie für einen unwiderstehlichen Augenaufschlag. Lidschatten und Blush in Pink plus ein Lipgloss in zartem Rosé machen den changierenden Appeal zwischen Sexyness und Natürlichkeit dann komplett.
Ein weiterer Trick, mit dem sich der angesagte Puppen-Look schnell und effektvoll umsetzen lässt, sind die lieblichen Apfelbäckchen der Doll Cheeks – eine wunderbare Variante des längst zur täglichen Make-up-Routine gewordene Rouge. Verteilt wird der Blush auf jene Wangenregion, die beim Lächeln am stärksten hervortritt. Wer ihn dann noch in Richtung der Schläfen verblendet, erhält einen natürlich wirkenden Look, der einen zentralen Vorzug besitzt: Er hebt die individuellen Vorzüge seiner Trägerinnen aufs Schönste hervor.
»Das schönste Make-up einer Frau ist Leidenschaft.
Aber Kosmetika sind einfacher zu kaufen.«
Yves Saint Laurent
Einfach nur schön
Die Trendfarbe des Jahres liefert so etwas wie den Kompromiss zwischen schüchtern und selbstbewusst und fällt doch sofort ins Auge: der warme Pfirsichton Peach Fuzz. Nachdem er sich in allen möglichen Segmenten vom Interior Design über die Mode bis zum Nageltrend bemerkbar gemacht hat, ist er jetzt auch unbestritten in der Welt des Make-ups angekommen. Ob als Rouge, Lippenstift oder Lidschatten sorgt die Mischung aus hellem Orange und zartem Rosa für einen luxuriösen, sanften Glow von moderner Eleganz. Die Kombination mit Braun- oder Gold-Nuancen gibt der Farbe sogar noch einen besonders edlen Touch. Und das Beste: Peach Fuzz steht praktisch allen Hauttönen hervorragend zu Gesicht.
Schon seit einiger Zeit kaum noch von den Laufstegen der Modemetropolen wegzudenken ist ein Make-up-Stil, der sich selbst nahezu verneint: Bare Beauty nennt sich der konsequent minimalistische Look, der nichts als frisch daherkommen will – ohne Lidschatten, ohne Mascara, ohne knalligen Lippenstift. Gerade einmal auf definierte Augenbrauen und einen Anflug von Farbe will er nicht verzichten. Leichte Texturen, wenig Deckkraft und ein glänzendes, bewusst auf Puder verzichtendes Finish sind die Eckpunkte dieses Understatements, mit dem sich die Natürlichkeit von ihrer besten Seite zeigt. Ein cleaner und unkomplizierter Stil, der zudem den unbestreitbaren Vorteil besitzt, am Morgen eine Menge Zeit zu sparen.
Dauerhafte Hilfe
Ähnliches gilt für das Permanent Make-up, das nach wie vor Konjunktur hat und den Aufwand fürs tägliche Schminken zumindest stark verringert. Dazu kaschiert es diverse Makel wie etwa asymmetrische Brauen oder dünne Lippen ganz ausgezeichnet. Letztere profitieren etwa von der Innovation der »Aquarell Lips«, die für eine zarte, konturlose Pigmentierung steht und dadurch blassen Lippen einen wunderbaren Frische-Kick verleiht.